Nachhaltige Events bei der Messe Berlin
Die FRUIT LOGISTICA und ITB Berlin zeigen, wie Nachhaltigkeit in großen Events erfolgreich umgesetzt werden kann.
Nachhaltige Projekte in Berlin
Berlin treibt eine Vielzahl nachhaltiger Projekte voran – von der Umgestaltung von U-Bahnhöfen über energetische Sanierungen bis hin zur teilweisen Neugestaltung von Parks. Auch die Messe Berlin setzt sich mit großem Engagement für mehr Nachhaltigkeit ein – sowohl in ihrem Veranstaltungsportfolio als auch bei der Modernisierung der Infrastruktur auf dem Messegelände. Zwei zentrale Projekte sind der Bau der größten Photovoltaik-Dachanlage Berlins und die Modernisierung der Wärme- und Kälteversorgung für das 190.000 Quadratmeter große Messegelände. Diese Maßnahmen zeigen, wie eine nachhaltige Transformation in der Veranstaltungsbranche aussehen kann – ein Thema, das auch bei nachhaltigen Events eine zentrale Rolle spielt.
Was sind nachhaltige Events?
Ist eine nachhaltige Veranstaltungsbranche überhaupt möglich? Ja, aber nur, wenn man Nachhaltigkeit als ganzheitlichen Bestandteil der Eventplanung begreift. Nachhaltige Events übernehmen ökologische, soziale und ökonomische Verantwortung. Sie minimieren negative Umweltauswirkungen durch ressourcenschonende Planung, klimafreundliche Maßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette - von der Anreise über die Location bis hin zu Catering und Abfallmanagement. Dabei spielt die Kreislaufwirtschaft eine zentrale Rolle: Materialien und Produkte sollen möglichst umweltschonend und effizient eingesetzt werden und lange im Produktionskreislauf bleiben, indem sie recycelt, repariert oder wiederverwendet werden und Abfälle reduziert werden.
Noch einen Schritt weiter geht der „Cradle to Cradle“-Ansatz, ein Designkonzept, bei dem Produkte vollständig in biologische oder technische Kreisläufe zurückgeführt werden, um Ressourcenverbrauch und Umweltbelastung drastisch zu reduzieren. Eine echte Herausforderung für die Eventbranche. Erste Lösungsansätze zeigt zum Beispiel die von der Messe Berlin veranstaltete Fruchthandelsmesse FRUIT LOGISTICA. Im Bereich Teppiche und Bodenbeläge wird dort beispielsweise die so genannte REWIND-Bahnenware eingesetzt - ein Teppichmaterial, das in Rollen (oder "Bahnen") geliefert wird. Diese Art von Ware ermöglicht eine effiziente und großflächige Verlegung, wie sie bei temporären Veranstaltungen üblich ist, und ist vollständig recycelbar, was sie zu einer umweltfreundlicheren Wahl macht.
Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Reduktion der Treibhausgasemissionen. Große Einsparpotenziale liegen in der klimafreundlichen An- und Abreise, der Nutzung regenerativer Energien, wie z.B. Ökostrom oder die Photovoltaikanlage. Eine vollständige Treibhausgasbilanz schafft Transparenz darüber, wie viele Emissionen durch die Veranstaltung entstehen. Durch Investitionen in hochwertige Klimaschutzprojekte können zudem unvermeidbare Emissionen ausgeglichen werden. Kreative Veranstaltungskonzepte verbinden Nachhaltigkeit mit Erlebnis. Auch die Besucherinnen und Besucher können einen Beitrag leisten - durch bewusste Entscheidungen, die bereits bei der Planung beginnen. Durch die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die Vermeidung von Abfall z.B. durch Pfandflaschen oder die Wahl einer umweltfreundlichen Unterkunft können Besucherinnen und Besucher aktiv zur Verbesserung der Umweltbilanz der Veranstaltung beitragen.
Nachhaltige Veranstaltungen bei der Messe Berlin
Die internationale Fachmesse FRUIT LOGISTICA und die weltweit größte Reisefachmesse ITB Berlin sind gelungene Beispiele für nachhaltige Veranstaltungen der Messe Berlin und verdeutlichen, wie Nachhaltigkeit in großen Events erfolgreich umgesetzt werden kann:
FRUIT LOGISTICA
- Wiederverwendbare Materialien: Jährlich werden über 30.000 Quadratmeter wiederverwendbare Teppichfliesen und nachhaltige Bahnenware von REWIND verwendet, die nach der Messe zu hochwertigem Polypropylen-Granulat recycelt werden, aus dem sich beispielsweise neue Teppichfliesen, Kunststoffverpackungen oder andere langlebige Kunststoffprodukte herstellen lassen.
- Organic Route: Förderung von Bio-Produkten durch die gezielte Präsentation zertifizierter Aussteller, mit einem Umsatzwachstum im Bereich Bio-Lebensmittel von mehr als 100 % in den letzten zehn Jahren.
- Kooperation mit der Berliner Tafel: Seit über 30 Jahren sammelt die Berliner Tafel nach der Messe frisches Obst und Gemüse, das an Bedürftige gespendet wird – im Jahr 2024 kamen 76 Tonnen Lebensmittel zusammen.
ITB Berlin
- Lunchtüten für Aussteller: Vorbestellbare Lunchtüten und Spendentüten für die Aktion „Menschen helfen Menschen“ sind direkt auf dem ITB Street Food Market erhältlich.
- „Spende deine Flasche“: Ein Pfandrückgabe-System, dessen Erlöse an die Berliner Tafel gehen.
Kompensation von Geschäftsflügen: Seit 2008 wirbt die ITB Berlin bei Ausstellern und Partnern für CO2-Ausgleichsmaßnahmen mit atmosfair. - Nachhaltiges Anreisen – Pilotprojekt 2025: Kooperation mit der BVG, um ein ÖPNV-Ticket für nachhaltige Anreise zu integrieren, demnächst können Kund:innen im Ticketshop optional ein ABC-Ticket als „Add-on“ buchen.
Von der Theorie zur Praxis: Nachhaltige Events als Zukunftsmodell
Die Vision einer nachhaltigen Messewirtschaft ist keine bloße Theorie mehr, erste Maßnahmen werden bereits umgesetzt. Doch der Weg ist noch weit: Um die bis 2030 wesentliche Ziele der Messe Berlin zu erreichen, bedarf es ambitionierte Anstrengungen. Es ist unerlässlich, ökologische, soziale und wirtschaftliche Verantwortung konsequent in alle Bereiche der Eventplanung zu integrieren – von der Infrastruktur über die Wertschöpfungskette bis hin zu nachhaltigen Konzepten für Anreise, Energie und Abfallmanagement.
Die Herausforderungen sind vielfältig: Alle Akteure - Veranstalter, Aussteller und Besucher - müssen enger zusammenarbeiten, um eine gemeinsame Vision zu verwirklichen. Die bisherigen Schritte sind ein Anfang, aber der Fortschritt muss deutlich beschleunigt werden, damit die Veranstaltungsbranche langfristig nachhaltig bleibt. Nachhaltige Veranstaltungen sind kein Trend, sondern eine notwendige Voraussetzung, um den wachsenden gesellschaftlichen und ökologischen Anforderungen gerecht zu werden.